
DEUTSCH
Santiago, 9 Januar 2025
Ceviche, die erste von uns in Chile genossenen Mahlzeit auf einer Terasse in Santiago. Es ist acht Uhr abends, noch immer recht warm, und die Straße sehr belebt: Menschen, die auf einer Decke am Boden Ramsch verkaufen, die mit einander an einer Mauer oder an einer Laterne gelehnt miteinander reden, die miteinander Musik machen, oder die, wie wir auf der Terasse was essen. Die Atmosphäre ist großartig, wenn es dunkelt dann auch nochmal unterstrichen vom Licht der Laternen.
Schon mal Ceviche probiert? Es schmeckt herrlich frisch, eine Mischung von Salat und diversen Gemüsesorten und Meeresfrüchten. Inzwischen haben wir verschiedene Versionen gesehen, und es wird auch am Fischmarkt verkauft. Es war genau, was wir brauchten nach einem heißen ersten Tag, an dem wir uns Santiago ein bissl angeschaut hatten. In der Früh in Chile gelandet, nach einem Schreck, da der Drogenhund auf mich los ging, aber wie sich herausstellte, weil ich einen Apfel im Rucksack gehabt hatte – man darf keine Lebensmittl einführen – dann doch recht schnell durch die Pass- und Zollkontrolle gelangt und ein Taxi ins Zentrum zur gemieteten Wohnung, zentral gelegen, direkt neben dem Museo de la Bella Artes.
Wir waren informiert worden, dass es dort 24/7 einen Concierge gab, also bei „mayor domo“ geläutet und dann den schweren Koffer zehn überraschende und steile Stufen hochgeschleppt, wo dann oben der Mayor Domo thronte, Oscar, ein freundlicher junger Mann, der uns mitteilte, dass die Wohnung in 10 Minuten fertig sei. Da wurde es dann mediterran, denn aus 10 wurden 30 Minuten, aber es ergab sich eine Unterhaltung mit einer Dame, die sich auf die Stiege setzte und uns erzählte, was für ein reiches Land Chile eigentlich sei, da es soviele Rohstoffe habe. Sie sah aus, wie die Reinigungskraft, hielt dann gleichzeitig einen politischen Vortrag über Chile und sein Potenzial.
Der Minilift umfasste nur eine Person mit Koffer, und das schloss der Wohnung ließ sich mit Nummerncode aufschließen, obwohl es auf Englisch sagte:“This action is not functional“. Die Wohnung war fast so klein wie der Lift, na gut, etwas größer, aber wir freundeten uns damit an. Im Endeffekt waren es nur 3 Nächte, und sie war wirklich zentral gelegen. Es war einfach, ins Zentrum zu gelangen, zu der Plaza de Armas, wo vor allem alte Männer auf Bänken saßen und laut Musik aus einem Radio abspielten. Flankiert war sie von einigen Kolonialbauten und insbesondere der Kathedrale, die gerade zu war. Dikke chilenische Palmen ragten empor neben klassisischen Monumenten mit Generälen oder Politikern und modernen Gedenkskulpturen für die Indigenos. Gendern ist hier übrigens nicht notwendig: Es waren hier immer Männer, die für die Unterdrückung zuständig waren. Später, wenn ich Zeit finde, kann ich ein paar historische und andere Fakten über Chile einfügen. Sich auf eines dieser Bankerl zu setzen barg ein Risiko, denn die Vögel betrachten diese auch als ihr Klo.
Die Fortsetzung unseres Spaziergangs zeigte uns, dass die Einkaufszentren hier eine interessante Struktur haben. Du gehst von der Straße einfach in eine Öffnung hinein, wo du eine überdachte Allee von in erster Linie Handygeschäften vorfindest. Es hat sich uns nocht ganz erschlossen, ob die Struktur einem gewissen Produktangebot folgt, denn in einer solchen „Einkaufsstraßen“ gab es dann plötzlich hauptsächlich Schmuckgeschäfte, allerdings auch wieder gemischt mit elektronischen Geräten. In einer Einkaufsstraße, der wir entlangschlenderten, gab es hie und da Geschäfte mit deutschen Namen. Apotheken gibt es in der Überzahl, eindeutig kommerziell und nicht regional gebunden. Es gelang mir allerdings, eine chilenische SIM-Karte zu kaufen und Geld bei einer Bank abzuheben. Meine Reisegefährtin Ulrike suchte dann (erfolglos) Verdauungsunterstützendes Material, wie trocken Feigen und Leinsamen, in einem Supermarkt, während ich draußen die Leute beobachtete. Es gibt eindeutig mehr Menschen mit Behinderungen auf den Straßen, insbesondere Blinde. Außerdem versuchen viele Menschen etwas zu verkaufen, entweder haben sie einen kleinen Verkaufsstand oder sie bieten ihre Produkte auf einem Tuch auf dem Boden an. Ich kaufte eine Sonnenbrille und erhielt eine sorgfältig handgeschriebene Rechnung. Eine Weile beobachtete ich eine ältere Frau auf einem Elektrogefährt, wie sie sich mit einer hübschen jungen dunkelhäutigen Frau unterhielt, wie Paprikas in einem Einkaufswagerl zum Verkauf mit sich führte.
So gelangten wir dann zur einzigen Kirche aus der Kolonialzeit, die in Santiago noch steht und alle Erdbeben überlebt hat, die San Franciscokirche mit einem Parkettboden und einer Krippe – ja, es ist zwar heiß, aber dennoch war auch hier vor kurzem Weihnachten. Es fand gerade ein Messe statt, und also setzten wir uns hinten auf eine Bank und hörten zu. Ulrike probierte sogar die Hostie aus … und musste feststellen, dass sie nicht anders schmeckt als daheim.
Schon ziemlich müde nach 13 Stunden Flug, wenn auch in der Businessklasse, und diesem heißen Spaziergang, schleppten wir uns zu einem Restaurant, das in Tripadvisor empfohlen wurde, landeten dann allerdings bei einem anderen in derselben Straße, weil es so nett aussah, und wurden nicht enttäuscht. Ein Pisco Sour, das besagte Ceviche wirkten wie eine Belohnung. Es folgte auch ein Gespräch mit unserer Nachbarin, einer alleinreisenden selbstbewussten jungen Brasilianierin (34) mit Namen Rafa, die allein reiste und uns Hoffnung für die weibliche Zukunft gab, allerdings weniger für möglichen Nachwuchs… Sie war als Au-Pair in die USA gegangen und dann geblieben, hatte hart gearbeitet, um Geld zu verdienen, mit dem sie sich eine Wohnung kaufen konnte. Aus einer Wohnung wurden mehrere, sodass sie jetzt vom Vermieten derselbigen leben kann, und sie überlegt sich, was sie jetzt beruflich weiter machen möchte. Männer, hmm, die sind allerdings enttäuschend bis jetzt, und sie braucht sie nicht wirklich. Und Kinder, will sie die wirklich, ja vielleicht, aber vielleicht auch nicht, doch viel Arbeit. Sie fragte uns, als Frauen mit Lebenserfahrung ;-) – wir fühlten uns geehrt –, was wir ihr für das Leben empfehlen würden. Na ja, wenn man uns schon fragt….und wir legten los: Krieg Kinder, sei deine beste Freundin, und lass dir nix von anderen einreden.
Das reichte. Das Bett rief.
ENGLISH
Santiago, January 9, 2025
Ceviche, the first meal we enjoyed in Chile on a terrace in Santiago. It is eight o'clock in the evening, still quite warm, and the street is very busy: people selling junk on a blanket on the ground, talking to each other while leaning against a wall or a lamppost, making music together, or eating something on the terrace like us. The atmosphere is great, when it gets dark it is even more emphasized by the light of the lanterns.
Have you ever tried Ceviche? It tastes wonderfully fresh, a mixture of salad and various vegetables and seafood. We have now seen various versions, and it is also sold at the fish market. It was exactly what we needed after a hot first day of exploring Santiago a bit. Landed in Chile in the morning, after a shock when the drug dog attacked me, but, as it turned out, only because I had an apple in my backpack - you are not allowed to bring food into the country - we managed to get through passport and customs control pretty quickly and took a taxi to the center to the rented apartment, which is centrally located, right next to the Museo de la Bella Artes.
We had been informed that there was a concierge there 24/7, so we rang the bell for "mayor domo" and then dragged the heavy suitcase up ten unexpected and very steep steps, where the Mayor Domo was enthroned at the top, Oscar, a friendly young man who told us that the apartment would be ready in 10 minutes. At that moment it started to become Mediterranean, because 10 minutes turned into 30, but we got into a conversation with a lady who sat down on the steps and told us what a rich country Chile actually is, since it has so many raw materials. She looked like the cleaning lady, and then gave a political lecture about Chile and its potential.
The mini-lift only had room for one person with a suitcase, and the lock on the apartment could be opened with a number code, although it told us in English: “This action is not functional”. The apartment was almost as small as the lift, OK, a little bigger, but we got used to it. In the end, we were only staying for 3 nights, and it was really centrally located. It was easy to get to the center, to the Plaza de Armas, where mostly old men sat on benches and played music loudly from a radio. It was flanked by a few colonial buildings and in particular the cathedral, which was currently closed. Thick Chilean palm trees towered next to classical monuments with generals or politicians and modern memorial sculptures for the indigenous people. Gendering is not necessary here, by the way: it was always men who were responsible for the oppression here. Later, when I find the time, I can add a few historical and other facts about Chile. Sitting on one of these benches was a risk, because the birds also see them as their toilet.
Continuing our walk showed us that the shopping centers here have an interesting structure. You simply walk from the street into an opening, where you find a covered avenue generally consisting of primarily cell phone shops. We are not yet quite sure whether the structure follows a certain product range, because in one such "shopping street" there were suddenly mainly jewelry shops, but again mixed with electronic devices. In one shopping street that we strolled along, there were also shops with German names here and there. Pharmacies are in the majority, clearly commercial and not regionally bound. However, I did manage to buy a Chilean SIM card and withdraw money from a bank. My travel companion Ulrike then (unsuccessfully) looked for digestive aid material in a supermarket, like dried figs and linseed, while I watched the people outside. There are clearly more people with disabilities on the streets, especially blind people. In addition, many people try to sell something, either they have a small stall or they offer their products on a cloth on the floor. I bought a pair of sunglasses and received a carefully handwritten bill. For a while I watched an older woman on an electric vehicle talking to a pretty young dark-skinned woman, carrying peppers in a shopping cart to sell.
Gradually we made it to the only church from the colonial era that still stands in Santiago and has survived all the earthquakes, the San Francisco Church with a parquet floor and a nativity scene - yes, it is hot, but it was still Christmas here recently. There was a mass going on, so we sat on a bench at the back and listened. Ulrike even tried the host .... and found that it tasted no different than at home.
Already pretty tired after a 13-hour flight, albeit in business class, and this hot walk, we dragged ourselves to a restaurant that was recommended on Tripadvisor, but ended up at another one on the same street because it looked so nice, and we were not disappointed.
A Pisco Sour and the aforementioned Ceviche were like a reward. We also had a conversation with our neighbour, a self-confident young Brazilian woman (34) traveling alone named Rafa, who was traveling alone and gave us hope for the future as a woman, but less for possible children... She had gone to the USA as an au pair and had then stayed on, working hard to earn money with which she could buy an apartment. One apartment turned into several, so that she can now live of renting them out, and she is thinking about what she wants to do next professionally. Men, hmm, they have been disappointing so far, and she doesn't really need them. And children, does she really want them? Yes, maybe, but maybe not, a lot of work. She asked us, as women with life experience ;-) – we felt honored – what we would recommend to her for life. Well, if someone asked us… and we started: have children, be your best friend, and don’t let others talk you into anything.
That was enough.
The bed was calling
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Kommentare
Dream trip, congratulations!! Ik kom zo nu en dan binnenvallen, goed? Bon voyage!!
Durch deinen Bericht seh ich jetzt auch was von der Welt 🥰
Hallo freue mich sehr dass du mich an deiner reise teilnehmen lässt und freue mich auf weitere Berichte. Weiter viel Spaß und viele neue Erfahrungen und Erlebnisse. Lg Herta
Hallo freue mich sehr dass du mich an deiner reise teilnehmen lässt und freue mich auf weitere Berichte. Weiter viel Spaß und viele neue Erfahrungen und Erlebnisse. Lg Herta
Liebe Elisabeth, WoW 🤩 klingt alles unglaublich schön, groß, luftig, echt, kalt und stell mir dle Blau’s 💙 vor! Danke, dass du uns teilhaben lässt an eurer Reise und ich freu mich schon auf das nächste Kapitel…😘
Goed begin van een hele mooie reis, geniet ervan en lees je belevingen graag. Groet Ivo